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Sonntag 22.November - 18:30 Uhr (Saal) New American Cinema:
Underground der 60er Jahre

In den 60er Jahren befand sich das amerikanische, von Hollywood dominierte, Kino in einer Umbruchssituation. Dies hatte zur Folge, daß die interessantesten Entwicklungen im Underground stattfanden.
Die Bezeichnung New American Cinema faßt diese Entwicklungen im unabhängigen Filmbereich unter einem Schlagwort zusammen. Die FilmemacherInnen des NAC entwickelten neue Ausdrucksformen des Films und trugen damit in der Folge wesentlich zur Veränderung der Bildsprache Hollywoods bei. Soziale, politische und künstlerische Aspekte werden in diesen Filmen auf völlig neuartige Weise miteinander kombiniert.
So auch in Oh dem Watermelons (1965) von Robert Nelson, dem Film über Wassermelonen schlechthin. „Sie werden zerschnitten, zersägt, zerschossen, auf ihnen wird herumgetreten, sie werden als Bomben gebraucht oder für die Masturbation, erscheinen im UN-Gebäude oder in Toilettenbecken. Eine makabre Satire über Dokumentarfilme. - (Amos Vogel) Die Musik stammt vom Minimal-Komponisten Steve Reich.
Ein weiterer Film, voll skurilen Humors, ist The Bed (1967) von James Broughton. Sämtliche Schauspieler dieser Inszenierung um ein Bett treten nackt auf. Das Bett, inmitten einer Wiese, wird dabei zur Bühne des Lebens; ist Schauplatz von Geburt, Sex und Tod. Die vielleicht größten Leistungen des New American Cinema liegen in der Erfindung und Weiterentwicklung optischer Bildsprachen und Techniken. Hierbei trat in besonderem Maße die Kalifornische Schule mit James Whitney und Jordan Belson hervor. An seinem Film Yantra hat James Whitney über 8 Jahre, von 1950-58, gearbeitet. Der Film ist geprägt von einem außergewöhnlichen Gespür für Zeit und Form und zählt heute zu den Klassikern visueller Musik.
Jordan Belsons zentrales Werk besteht aus insgesamt 15 Filmen, alle um den Komplex Kosmos herum gruppiert. Einer dieser Filme, World (1970), ist „eine überwältigende, abstrahierende Version der Erschaffung der Welt, zunächst in ihren astronomischen und dann in ihren biologischen und metaphysischen Phasen. - (New American Filmmaker) Belsons Bildwelten fanden mit dem "Stargate Corridor" in Stanley Kubricks epochalem Film 2001 schließlich auch die Anerkennung durch das Hollywoodkino.
Mit Relativity (1966) erkundet Ed Emshwiller das Universum auf seine Art. Die New York Times schrieb: "eine bewundernswert fotografierte Farbmontage von Insekt, Tier, Mensch und Galaxis." Amos Vogel, Betreiber eines für den Erfolg des NAC maßgeblichen Kinos, des Cinema 16 in New York, beschrieb Emshwillers Kameraarbeit als die eines Tänzers, der aus der Hand heraus selbst schwierigste Kamerafahrten bewältigt.

Filmliste:

  • Robert Nelson: Oh dem Watermelons - 1965, 12 min, 16mm
  • James Broughton: The Bed - 1967, 20 min, 16mm
  • James Whitney: Yantra - 1950-58, 8 min, 16mm
  • Jordan Belson: World - 1970, 6 min, 16mm
  • Ed Emshwiller: Relativity - 1966, 37 min, 16mm
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    Thomas Riechert (13.10.1998)