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Samstag 21.November - 18:30 Uhr (Saal) Ralf Forster:
Heimlicht
Schmalfilmkino für Verein, Schule und zu Hause (1930-1945) ein Streifzug durch vergessene Teile deutscher Filmgeschichte

"Heimlicht" - unter diesem Titel erschien bereits 1919 ein Beitrag in der Fachzeitschrift "Der Film", in dem auf die gesteigerte Beliebtheit des Kinos in der eigenen Wohnung verwiesen wird. Doch erst mit der Entwicklung des 16-mm-Sicherheitsschmalfilms 1930 begann ein wahrer Boom des Heim-, Schul- und Vereinskinos, der erst im Bombenhagel des Zweiten Weltkrieges ein vorläufiges Ende fand.
Das Programm zeigt einen Querschnitt von 16- und 8-mm-Filmen der dreißiger und vierziger Jahre, die für nichtkommerzielle Vorführungen bestimmt waren. Hinzu treten Beispiele des Amateur-Heimfilms, also selbstgedrehter, zur Aufführung vor der eigenen Familie und als Erinnerungsspeicher hergestellter Filmaufnahmen.
Der sogenannte "Heimfilm" bot eine erstaunliche Bandbreite - das Repertoire der leihbaren bzw. käuflich zu erwerbensen Filme reichte von Tier- und Landschaftsfilmen (Lustige Affengesellschaft, Reise zum Altvater), Wochenschauausschnitten (degeto-Monatsspiegel), Trick- und/oder Märchenfilmen für Kinder (Afrika lacht, Der gestiefelte Kater), gekürzten Spielfilmfassungen und Kurzfilmsatiren (Bimbo und der Autodieb) bis zu Aufnahmen von Sportereignissen sowie Kultur- und Werbefilmen (Von der deutschen Scholle zur deutschen Hausfrau). Die wichtigsten Vertriebsfirmen waren die Kinagfa (ab 1934 vom Gemeinnützigen Kulturfilm Vertrieb übernommen) und die Degeto (u.a. mit den beliebten "Degeto-Schmalfilmschränken").
Ab Mitte 1934 bestand die sogenannte "Reichsstelle für den Unterrichtsfilm", die den allgemeinbildenden Schulen eine Vielzahl von Lehrfilmen fast aller Wissensgebiete anbot. Zumeist wurden die Filme als stumme 16-mm-Kopien hergestellt. Zwei Beispiele des über 200 Titel umfassenden Kataloges seien vorgestellt: Stichbildung durch die Nähmaschine, Eisernte in Ostpreußen.
Das Vereins- und Jugendleben im Nationalsozialismus war oftmals stark ideologisiert. Gerade der Jugendfilm sollte - gemäß den Grundsätzen der HJ - Kraft, Stärke und Wehrbereitschaft ausstrahlen und dabei zu Kameradschaft sowie zu militärischem Gehorsam erziehen, einzig und allein, um den sinnlosen Vernichtungskrieg vorzubereiten (Berichtsfilm vom HJ-Treffen in Werder).
Natürlich existierte in der NS-Zeit auch der ganz private Heimfilm - Aufnahmen von der Familie, der neuen Wohnung, dem Urlaub oder dem Wochenendausflug. Schon 1939, zwei Jahre vor dem ersten Spielfilm, gab die IG Farben ihr neuestes Farbfilmverfahren (das Agfacolor) für den Heimfilmbereich zu Testzwecken frei. Bilder von einer Tankstelleneröffnung zeigen sowohl die Brilianz des frühen Farbfilms als auch nebensächliche Blicke auf das Alltagsleben.

Ralf Forster




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Thomas Riechert (13.10.1998)