INTERNATIONALER FOUND FOOTAGE WETTBEWERB Donnerstag 14. März, 21:30 Uhr, Motorenhalle, Wachsbleichstraße 4a (HH), 01067 Dresden
Gäste: Filmemacher*innen & Jury; Moderation: Franziska & Sophia Hoffmann
Eine feine Auswahl an internationalen Einreichungen rang um den Jurypreis, der die Recherchearbeit in Archiven finanziell unterstützt, und um den diesjährigen Publikumspreis. Der Einfallsreichtum der Filmemacher*innen war groß, gefundenes Filmmaterial oder Sounds kreativ und originell zu neuen Filmkunstwerken zu verknüpfen und uns besondere Filmerlebnisse zu schenken.
Nun stehen die Gewinner des Internationalen Found Footage Wettbewerbs 2024 fest. Der Jurypreis ging an Davide Minotti und Valeria Miracapillo "At all hours and none". Die Jury bestand aus Sabine Kues (Mitinitiatorin des Found Footage Wettbewerbs, freiberufliche Archiv Rechercheurin), Michaela Metzger (bildende Künstlerin, Filmemacherin, Teil des Künstlerduos NEOZOON), Alexander Stark (Co-Leiter Filmgalerie Phase IV).
Mit dem Publikumspreis gekürt wurde Jasper Rigole "Dear Gerald" geehrt.
Ein herzlicher Dank geht an die Preisstifter von »SAVE – Sicherung des Audiovisuellen Erbes in Sachsen« des Filmverbandes Sachsen und der SLUB Dresden.
nominierte Beiträge 2024
Sarah Bliss – MOTH PRINT
3:35 min, 2023, 16 mm, Vereinigte Staaten
In »Moth Print« ist das gefundene Material kein filmisches, sondern die nie veröffentlichten Memoiren des verstorbenen Vaters der Filmemachrin. Darin beschreibt der Vater wie er wiederum seinen Vater besucht, der an Alzheimer erkrankt ist. Und so ist dieser Film eine Art Zusammenarbeit zwischen Tochter und Vater und will uns konfrontieren mit dem Ende oder dem Versagen der Erinnerung.
Simon Dickel – TWILIGHT GARDEN OPAQUE OCEAN
3:11 min, 2023, super8 / 8 mm, Deutschland
Simon Dickel schickt uns auf eine filmische Meditation über Verlust, Einsamkeit und Beziehungsfähigkeit mit Aufnahmen aus den 60er, 70er aber auch 00er Jahren – gedreht in Großbritannien und Italien.
Wheeler Winston Dixon – SLIP STREAM
4:39 min, 2023, 35 mm, Vereinigte Staaten
“I have lived my life in the slipstream of experience.” sagte Elizabeth Jane Howard, die Wheeler W. Dixon zitiert und uns mitnimmt in seinem Film in eine traumhafte Stummfilmwelt.
Roger Horn, QUESTIONING THE EXISTENCE OF ALEC
4:34 min, 2023, 8 mm, Vereinigte Staaten
Wir belgeiten drei – oder sind es doch nur zwei Freunde auf ihrer traumhaften Reise von ihrer Jugend bis zum Erwachsenenalter? Ist einer davon vielleicht Alec?
Roger Horn verwischt in seinem Film Vergangenheit und Gegenwart, Realität und Fantasie und lädt dazu ein, die Realität, Träume und sogar die Existenz der Protagonisten auf beiden Seiten der Kamera zu hinterfragen. Und das alles mit gefundenem Material aufgenommen an den Stränden Südafrikas.
Dave Johnson – ADVENTURES IN PERCEPTION
2:40 min, 2023, 16 mm, Kanada
Dave Johnson lässt zwei Lehrfilme aufeinanderprallen. Diese Kollision von Bildern verbindet er zu einem visuellen und akustische Abenteuer. Währenddessen wird vom Leben als Künstler und zugleich dem Entstehungsprozess dieses Films – oder eigentlich besser eines jeden Films erzählt. Denn als Filmemacher macht man einiges durch bei dem Versuch, eine einzigartige und faszinierende Kombination aus visueller und auditiver Stimulation zu erzeugen. Und dann ändert sich im Prozess des Filmemachens manchmal einfach alles, so dass die ursprüngliche Intention unweigerlich zu etwas Neuem wird.
Am Ende bleibt wie immer die Frage: wird der Film ein Erfolg oder bleibt es beim »Traum, den ich anstrebte aber nicht verwirklichen konnte«?
Alex MacKenzie – WAITING ROOM
3:00 min, 2022, 16 mm, Kanada
Found Footage aus dem Wartezimmer? Alex MacKenzie kopiert, kombiniert und legt Szenen gefundenen Materials über- und nebeneineander im Labor von Hand mit optischem Kopiergerät. Er schickt uns auf eine Reise durch all die verschiedenen Gefühlszustände zwischen Spannung, Ruhe, Frustration, Besorgnis, Ungerechtigkeit und Ungleichheit – all das eben, was einem im Wartezimmer widerfahren kann.
Davide Minotti, Valeria Miracapillo – AT ALL HOURS AND NONE
19:52 min, 2023, 8 mm, Italien
Eine Stimme leitet die Seele einer Schriftstellerin im Exil, Asli Erdogan. Sie erzählt ihre Geschichte entlang der Stationen ihres Lebens: Studium, Probleme mit der Justiz, Abschiede. Durch Fotoschnipsel und Wortfetzen findet sie sich selbst und schafft es schließlich zu schreiben.
Jasper Rigole, DEAR GERALD
11:13 min, 2023, super8, Belgien
Jasper Rigole betreibt das IICADOM, das International Institute for the Conservation, Archiving and Distribution of Other People’s Memories. Dieses Archiv ist ein Versuch, verwaiste Filme von Flohmärkten in und um Belgien zu retten.
Mit seinem Film »Dear Gerald« antwortet er auf eine Online-Rezension zu einem seiner Archiv-Filme.
Vito A. Rowlands – IMMACULATE GENERATIONS NO. 1
10:54 min, 2022, 16 mm, Belgien
Wenn Augen das Fenster zur Seele sind, wird man in »Immaculate Generations Nr. 1« in tausende von Seelen blicken.
Aus öffentlichen Datenbanken hat sich Vito A. Rowland zehntausende einzelner Netzhautfotos heruntergeladen und zu einem Film gereiht. Sein Flickerfilm oder besser das Flickern seines Films ist daran angelehnt, wie oft ein Mensch pro Minute zwinkert. In »Immaculate Generations Nr. 1« werden wir in einen schillernden Strudel gesogen aus kurzem Zwinkern und vielen kurzen Augenblicken, aber mit der haluzinatorischen Wirkung eines langen Augenkontakts.
Zehn Minuten tiefer Blickkontakt!