LIVEVERTONUNGSWETTBEWERB Freitag 15. März, 21:30 Uhr, Motorenhalle, Wachsbleichstraße 4a (HH), 01067 Dresden
Gäste: Musiker*innen & Jury, Moderation: Enna Miau (Musikerin, Autorin); Kuration: René Seim (Head Perfume Records)
Moderiert von Enna Miau versuchten auch dieses Jahr wieder spannende Musiker*innen und Künstler*innen aus so verschiedenen Genres wie Jazz, Singer-Songwriter, Elektro & Experimentalmusik zu überzeugen, dass sie die witzigste, dramatischste, einfallsreichste, oder einfach passendste Vertonung zu einem 16mm oder 8mm Film liefern aus dem Archiv des DRKRM Dresden, Film- und Fotolab.
Überzeugt hat dieses Jahr die Jury bestehend aus Martina Store (Musikerin & Dirigentin; Vocalis Ensemble Dresden / Kammerorchester Meißen, Myrta), Robert E. Smith (Musiker; Dry Skin / I'm Your Stalker) und Simon Arnold (Schlagzeuger; SOJUS1) der Beitrag von das Vertikal.
Der Publikumspreis ging an Peukert.
Wettbewerber*innen:
PROJEKT KONRAD LORENZ (Dresden)
Nicht ohne an den Verhaltensforscher erinnern zu wollen, forschen auch wir, nur adjektiviert – also verhalten. Wir suchen die Türen, Räume zwischen den Zeilen, hinter dem Turm, dem Rest.
Konrad Seidlitz: Software, Hardware, Mixing
Lorenz Klewe: Piano, Percussion
PAUL GEIGERZÄHLER (Berlin)
Ganz früher, als in Berlin noch diese seltsame Betonwand herumstand, wurde in Budyšin ein Kind geboren, das früh die musikpädagogischen Errungenschaften der Deutschen Demokratischen Republik geniessen und Geige spielen wollte, durfte, sollte, musste.
Die Betonwand fiel um. Ich schnitt mir einen Iro, schmiss die Schule und begann eine Lehre als Hausbesetzer. Ich warf die Geige an die Wand, besorgte mir aber bald eine neue, weil ich zu faul war, Gitarre zu lernen. Mit dieser spielte ich in den 90ern in Bands mit lustigen Namen wie Köterkacke. Nachdem diese sich auflösten, fing ich aus langer Weile an solo Musik zu machen. Ein Name musste her, Geigerzähler passte ganz gut und als eben jener toure ich seit 2003 meist durch den deutschen Sprachraum, spielte aber auch schon mal in Tel Aviv, Ramallah oder New York.
Anfangs war das Punk ohne Schlagzeug, Gitarre und Bass unplugged mit Geige und Gesang. Später kamen Folk-, Reggeanummern und zwei Duos hinzu – Berlinska Dróha und Atze Wellblech. Hin und wieder spiele ich Geige in musikalisch sehr unterschiedlichen Projekten und war Teil der monatlichen Lesebühne Kopfstand. Kontinuität hat das punkige Duo »Circolo Vizioso«.
MAX ARSAVA (Berlin)
Er ist ein in Berlin lebender Pianist und Komponist. Neben seinem Hauptinstrument spielt er auch Synthesizer und andere elektroakustische Klangerzeuger und arbeitet mit Kassettenbändern, Kontaktmikrofonen, Objekten, sowie Loopern und Samplern. Aufgewachsen in Weilheim in Oberbayern weckten lokale Musiker wie Johannes Enders und The Notwist sein Interesse an Jazz, neuer Musik, Punk und verschiedenen Spielarten der elektronischen Musik. Er studierte Jazzklavier an der Hochschule für Musik Würzburg bei Bernhard Pichl und an der Hochschule für Musik Weimar bei Achim Kaufmann. Konzerte führten ihn nach Österreich, Luxemburg, Belgien, Frankreich, England und in die Vereinigten Staaten. 2018 gründete er das Trio werken mit der in Kopenhagen lebenden Sängerin Sarah Buchner und dem Düsseldorfer Klarinettisten Sebastian Langer aus Düsseldorf, das sich einer improvisierten Kammermusik abseits stilistischer Hörerwartungen verschrieben hat; 2023 legte das Trio sein Debütalbum kollektive verkabelung vor. Seit 2022 arbeitet er mit dem Komponisten und Klangkünstler Jascha Hagen an der kybernetischen Erweiterung des präparierten Klaviers. Im selben Jahr wurde er Teil des Radiokunst-Kollektivs Rundfunkorchestra. Darüber hinaus arbeitete er mit Musikern wie Bill Elgart, Alex Bayer, Loren Stillman, Max Koch, Ignaz Schick, Jordan White, Jonas Sorgenfrei und vielen anderen.
BUBU (Berlin)
Die junge Formation Bubu (Paul Engelmann - reeds, Benjamin Lehmann - doublebass, Martial Frenzel - drums) versucht sich an einem Free Jazz-Sound, der sich zwar von diatonischen Akkordverbindungen löst, aber swingt. Suiten-artig wird in einer komplexen Formstruktur von einem Thema in das nächste übergeleitet, so dass das übliche Schema, »ein Song nach dem nächsten«, verschwimmt und die Konzerte einen meditativen, kontemplativen, Charakter bekommen.Freie Improvisation steht im Mittelpunkt der Show, hierbei lehnen sich die drei Musikanten auch gerne - scheiternd oder glückend - aus dem Fenster.
DAS FILMVERTONUNGSPROJEKT LILLY STRADA GROUP (Dresden & Thüringen)
Der Schwarz-Weiß-Stummfilm Lilly Strada war nur eine von zahlreichen Kunst_produktionen der Brotvögel, die in Magdeburg Ende der 80er Jahre aus der Blueskundenbewegung hervorgingen und ab 1990 aus der Kommune Oberkossa im Altenbuger Land agierten. Langjähriger Nukleus waren die Musiker Philoso_phiestudent Jörg Stübing und Kunststudent Jörg Semper. In den 90er Jahren wurde der Film unzählige Male in Kuhställen, Sälen, auf kleinen Festivals und in zahlreichen Programmkinos vorgeführt. Die musikalische Live-Vertonung war fester Aufführungsbestandteil.
Meist in zufälligen Bandformationen. Fast nichts der unzähligen Performance- Kunst- und Musikaktionen der Brotvögel ist doku_mentiert. Der Film ist geblieben. Anlässlich des Festivals »33 Jahre Oberkossa« ist der Film 2023 erneut live vertont worden. Fünf Musikerinnen und Musiker haben den Filmstoff in einen dichten zitatreichen Soundtrack eingestrickt und damit an das virulente Kunstschaffen von damals auf ihre Weise neu ange_knüpft. Für 2024 sind Live-Vertonungen u.a. in Dresden in Planung.
Die Lilly Strada Group sind:
Christian Caspar: Bass, Congas
Markus Lange: Gitarre, Banjo, Backing Voc.
Franziska Ramisch: Voc., Mundharmonika, Kazoo
Hannes Schulte: Schlagzeug, Loop-Station, Rhythmus-Maschine
Michael Semper: Synthesiser, Theremin, Röhrenradio, Backing Voc.
PEUKER (Dresden)
Matthias Peuker, Gründer der Top Dog Brass Band und Triple Trouble, bekannt als Trommler Peuker, Erbauer der kultigen drumsOnite - Koffertrommeln, Oberlausitzer, Dresdner, tourt seit über 30 Jahren durch die Clubs und Festivals in Europa und singt seit 20 Jahren zu den Trommeln. Nun traut er sich als Solist, Looper, Multi-Instrumentalist und Sänger vor Publikum … und das Tanzen kann er sich auch nicht verkneifen … OMG …eine überaus charmante und sonderbare musikalische Virtuosität gespielt auf einer eigens erfundenen Maschine sowie Squashschläger, Minikeyboards u.a.
Seine Musik bleibt funky. Eigene Songs und ausgewählte Cover werden per Live-Looping durch die Maschinen und Mikros gezerrt und extraordinär performed, mit dem Publikum zelebriert und gefeiert. Zudem zeigt Peuker nicht nur offen und unverblümt wofür seine Kunst steht, sondern auch ganz klar wogegen. In diesem Sinne: Kein Millimeter nach Rechts!
NOCH MEHR MAUS (Dresden)
»Noch Mehr Maus« entstand im Flur nach kurzen Monaten. Mit Taschenrechner und Metronom treffen sich Assoziation und Intuition im Freien. Unsere Geschichte beginnt mit »Es lag einer« (Wettbewerbsfilm), langsam wird es wärmer.
Yvonne Dick: Stimme und Schlagzeug
Torsten Reitz: Stimme und Synthesizer
DAS VERTIKAL (Dresden)
Die Formation »DAS VERTIKAL« entwickelt durch die Synthese von selbst kreierten Strukturen und Texturen genrefreie Musik. In ihr wird die Distanzierung von stilistischen Klischees und traditionellen Strukturen angestrebt. D dadurch entstehende Raum wird durch ein intensives Zusammenspiel mit Emotion und Energie gefüllt. DAS VERTIKAL experimentiert mit verschiedenen Verfahren, die Komposition und Improvisation miteinander verschmelzen lassen und zu einem neuen Hörerlebnis führen. Gespieltes wird akustisch und teilweise elektronisch dekonstruiert, um in Echtzeit neue Formen zu kreieren, die sich durch die Gegensätzlichkeit von Komplexität und Einfachheit auszeichnen.
Das Trio formte sich 2022 in Dresden und setzt sich zusammen aus:
Shuyu Hsieh: Piano
Simon Kuban: Kontrabass
Arthur Clees: Vibraphon
Samuel Dietze: Schlagzeug, Live Elektronik